Zahlen, Daten, Fakten | 19.01.2023
Der Marktbericht Nachhaltige Geldanlage 2022 des Forums für Nachhaltige Geldanlage, kurz FNG, machte es deutlich: Nachhaltige Geldanlagen sind nach wie vor auf Wachstumskurs. In Deutschland betrug zum 31.12.2021 die Gesamtsumme Nachhaltiger Geldanlagen 501,4 Milliarden Euro, was ein Plus von 50 Prozent bedeutet. Bei der vorangegangenen Erhebung lag die Wachstumsrate noch bei 25 Prozent.
Der Marktanteil nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds wuchs um 3,0 Prozentpunkte auf 9,4 Prozent. Deutlich wird, dass Publikumsfonds1 mit 130 Prozent noch stärker zulegten als in den Vorjahren. Sie überholten damit die nachhaltigen Spezialfonds2 und Mandate2 deutlich.
Vor allem zeigen sich private Anleger*innen als starke Wachstumstreiber: Ihr Anlagevolumen verdreifachte sich auf 131,2 Milliarden Euro, was einem Zuwachs von 230 Prozent entspricht.
Zum FNG-Marktbericht 2022 lieferte die EU-Offenlegungsverordnung mit ihrer Klassifizierung erstmals die Grundlage für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen.
2021 wurden demnach 93 Prozent der nachhaltigen Publikumsfonds als Artikel-8-Fonds deklariert, 7 Prozent als Artikel-9-Fonds.
100 Prozent Artikel-8-Fonds waren bei Mandaten und Spezialfonds zu finden.
Die Zertifizierung nachhaltiger Fonds stieg um 65 Prozent. Das nachhaltige Fondsangebot unterschiedlicher Fondsanbieter wurde nachdrücklich gesteigert. Im Vorjahr wurden 454 nachhaltige Publikumsfonds ausgeschrieben, wobei 79 – und damit 17 Prozent – mit einem nachhaltigen Qualitätssiegel ausgezeichnet sind. Im Vergleich dazu: 2020 waren es lediglich 48 zertifizierte Fonds.
Qualitätssiegel sind eine wichtige Orientierungshilfe für potenzielle Anlegende, da die Anzahl nachhaltiger Anlageprodukte kontinuierlich steigt. Das FNG-Siegel ist dabei, neben anderen, eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Qualitätssiegel in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.
Die folgende Grafik zeigt die im Jahr 2021 am häufigsten angewendeten nachhaltigen Anlagestrategien in Deutschland. Erstmalig befindet sich die ESG-Integration3 auf dem ersten Platz der nachhaltigen Anlagestrategien in Deutschland, die im Vergleich zum Vorjahr um 68 Prozent zulegte und für rund 82 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate angewendet wurde. Auf Platz zwei folgt die Strategie der Ausschlusskriterien4.
Das stärkste Wachstum verzeichneten nachhaltige Themenfonds mit einem Plus von 139 Prozent. Auch Impact Investments zeigten eine starke Entwicklung mit einem Zuwachs von 80 Prozent. Bei Themen- und Impactfonds handelt es sich häufig um Artikel-9-Fonds. So machen nachhaltige Themenfonds rund 63 Prozent und Impact Investments 41 Prozent der Artikel-9-Fonds aus. Rund 31 Prozent der Artikel-9-Fonds sind dabei zugleich als Themenfonds und Impact Investments definiert.
Die Top Ten der Ausschlusskriterien in Deutschland 2021 (in Milliarden Euro) sieht aus wie folgt:
Laut des FNG-Marktberichts 2022, publiziert im Juni 2022, rechnen 41 Prozent der Berichtsteilnehmenden für das Jahr 2022 mit einem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen von über 30 Prozent.
Die allgemeinen Prognosen für 2022 sind generell optimistischer als die von 2021: 97 Prozent der Berichtsteilnehmenden gehen von einem weiteren Wachstum aus; 22 Prozent von einem Wachstum bis zu 15 Prozent; 34 Prozent der Berichtsteilnehmer gaben an, ein Wachstum von 15 bis 30 Prozent zu erwarten; 27 Prozent rechnen mit einem Wachstum von über 30 Prozent und 4 Prozent der Teilnehmer prognostizieren sogar ein Wachstum von über 50 Prozent.
1 Investmentfonds, der einer größeren Anzahl von Investoren offensteht.
2 Maßgeschneiderte Investmentfonds speziell für institutionelle Investoren oder High-Net-Worth Individuals (HNWIs). Diese Mandate, oft auch Spezialfonds genannt, zeichnen sich durch einen oder wenige Investor*innen aus.
3 Bei der ESG-Integration geht es um die explizite Einbeziehung von ESG-Kriterien bzw. ESG-Risiken in die traditionelle Finanzanalyse. Hier wird verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten eine finanzielle Relevanz zugeordnet, die sich unmittelbar auf den Unternehmenserfolg auswirken kann. Die ESG-Integration vereint somit Positiv- und Negativkriterien und kann einzelne, ausgewählte Kriterien oder weitere Kriterienkataloge umfassen.
4 Bei den „Ausschlüssen“ werden bestimmte Investments oder Investmentklassen wie bspw. Unternehmen, Länder oder Branchen ausgeschlossen, wenn diese gegen ausgewählte Kriterien verstoßen.