Fast jede zweite Stiftung ohne nachhaltige Anlagekriterien

Zahlen, Daten, Fakten | 29.06.2023

Das Projekt „Fair Anlegen & Stiften“, durchgeführt von der Berliner Nichtregierungsorganisation „Facing Finance e.V.“, stellt aktuell fest, dass knapp 50% der kapitalstärksten gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland bei Ihrer Vermögensanlage keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Bei der anderen Hälfte fanden sich Hinweise auf ESG-Faktoren, ob diese systematisch bei sämtlichen Finanzentscheidungen berücksichtigt wurden, blieb allerdings häufig offen.

Das Projekt wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Facing Finance setzt sich bei privaten und institutionellen Investoren für einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit finanziellen Ressourcen ein und wirbt für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Geldanlage.

 

 

Generell unterliegen Stiftungen keinen gesetzlichen Anforderungen zur Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Vermögensanlage. Als gemeinnützige und steuerbegünstigte Organisation sollten sie jedoch in besonderem Maße sicherstellen, nicht von umwelt-, klima- und menschrechtsverletzenden Geschäftsmodellen zu profitieren. Sollten Geschäftsmodelle, die z.B. auf der Verletzung von Menschen- und Arbeitsrechten, Klimazerstörung oder enormer Umweltverschmutzung beruhen, nicht explizit von Investitionen ausgeschlossen sein, laufen Stiftungen Gefahr, mit ihren Anlageentscheidungen die eigenen Stiftungszwecke zu konterkarieren.

Nachhaltige Geldanlagen bieten Lösungen für die verantwortungsbewusste Verwaltung des Stiftungsvermögens. Mit ihnen lassen sich die aus Sicht der Stiftung ethisch nicht vertretbaren Investitionsbereiche von vornherein ausschließen und zudem neben der finanziellen Rendite auch eine nachweislich positive gesellschaftliche (soziale und/oder ökologische) Wirkung erzeugen.

Greenvest unterstützt als zertifizierter Fachberater für Nachhaltiges Investment Stiftungen nachhaltige Investmentstrategien zu installieren und auch zu verbessern. Kontaktieren Sie uns hierzu gerne!

 

Orientierungshilfe für Stiftungen: Strategien nachhaltiger Geldanlage (ESG)

Nachhaltige Geldanlagen umfassen die systematische Integration von ökonomischen, ökologischen und/oder sozialen Kriterien bzw. Risiken bei allen Anlageentscheidungen. Dabei können verschiedene Ansätze bzw. nachhaltige Investment-Strategien verfolgt und miteinander kombiniert werden. Diese werden im Folgenden kurz vorgestellt und sollen Stiftungen helfen, künftig Nachhaltigkeitskriterien bei ihrer Vermögensanlage zu berücksichtigen.

 

Ausschlusskriterien

Mit Ausschlusskriterien werden systematisch Unternehmen und/oder Sektoren ausgeschlossen, die gegen vorab definierte ESG-Kriterien verstoßen. Ein Unternehmen kann z.B. aufgrund seines Geschäftsfeldes (z.B. Rüstungsproduktion) oder seiner Geschäftspraktiken (z.B. Einsatz von Kinderarbeit) ausgeschlossen werden. Aber Achtung: Ausschluss ist aber nicht gleich Ausschluss. Häufig werden noch Umsatzanteile toleriert, sodass in der Praxis oft nicht alle Unternehmen ausgeschlossen werden, die in geringem Umfang in einer kontroversen Branche tätig sind.

 

Normbasiertes Screening

Investments sollen auf ihre Konformität mit bestimmten internationalen Standards und Normen, z. B. dem UN Global Compact, den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen oder den ILO-Kernarbeitsnormen, überprüft werden.

 

ESG-Integration

ESG (Englisch; Environmental, Social and Governance) steht für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung. Bei der Integration werden explizit ESG-Kriterien bzw. -Risiken in die traditionelle Finanzanalyse einbezogen.

 

Engagement

Unter Engagement wir ein langfristig angelegter Dialog mit Unternehmen verstanden, um deren Verhalten bezüglich ESG-Kriterien zu verbessern.

 

Best-in-Class

Bei diesem Ansatz wird in Unternehmen, Branchen oder Länder investiert, die innerhalb ihres Bereichs bezüglich der ESG-Kriterien führend sind. Aber Achtung: Hier sind durchweg alle Branchen berücksichtigt, was bedeutet, dass bspw. auch Ölkonzerne im Portfolio der Fondsgesellschaft landen. Idealerweise wird dieser Ansatz mit Ausschlusskriterien kombiniert.

 

Impact Investments

Bei Impact Investments handelt es sich um Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen messbaren positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen und/oder sozialen Problemen leisten.

Folgende Grundsätze liegen dem Impact Investing zu Grunde:

  • Es soll ein Beitrag zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft geleistet werden.
  • Signifikanter positive Beitrag des Investments; z. B. zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals; kurz SDGs) bzw. zur EU-Taxonomie. Auch mögliche negative Beiträge sind zu berücksichtigen.
  • Die Wirkungskanäle des Investments (direkt oder indirekt) sollen erläutert werden.
  • Der positive Beitrag muss anhand messbarer Kriterien – zum Beispiel SDGs, EU-Taxonomie beziehungsweise Governance-Kriterien – dargelegt werden.
  • Über den positiven Beitrag muss transparent berichtet werden.

 

Nachhaltige Themen-Investments

Hierunter werden Investitionen in Themen oder Assets verstanden, die mit der Förderung von Nachhaltigkeit zusammenhängen und einen ESG Bezug haben. Beispiele für nachhaltige Themen sind: Erneuerbare Energien, Klima, nachhaltige Rohstoffe (Wald, Wasser…) oder Bildung.

 

Stimmrechtsausübung

Ziel der Stimmrechtsausübung ist es, die Unternehmenspolitik bzgl. ESG-Kriterien zu verbessern. Die Stimmrechtsausübung kann auf Hauptversammlungen erfolgen und wird als erweiterte Engagementstrategie gesehen.

 

Kontaktieren Sie uns bei Fragen gerne jederzeit!

Stiftungen unterstützen wir bei der Umsetzung einer ethisch-ökologischen, wirkungsorientierten Vermögensanlage und stehen als strategischer Partner für eine ganzheitlich-gelingende Stiftungsarbeit zur Seite.

 

Der gesamten Bericht des Projekts „Fair Anlegen & Stiften“ ist über diesen Link auf der Seite von Facing Finance e.V. zu finden.